Hallo Kampfkeks,
was Du dort beschreibst, ist etwas ganz Normales, das viele Spieler/Spielerinnen durchleben. Also brauchst Du Dir erstmal keine weiteren Sorgen zu machen.
Da Du noch sehr jung bist, ist es ein Teil deines Reifeprozesses, Dinge besonders gut machen zu wollen, über die Du Dir früher noch viel weniger Gedanken gemacht hast. Dadurch bist Du aktuell wahrscheinlich sehr anfällig für negatives Konsequenzdenken. Vereinfacht formuliert beschreibt das negative Konsequenzdenken, die Angst vor den Folgen eines fehlerhaften Handelns. Daraus resultiert im Wettkampf das Bedürfnis, möglichst risikoarm vorzugehen oder bestimmte Situationen komplett zu meiden, während im Training vollkommen druckfrei aufgespielt wird. Dadurch entsteht ein spürbarer Unterschied zwischen der Trainings- und Wettkampfleistung. Da ich Dich nicht persönlich kenne, gebe ich Dir mehrere Ratschläge und hoffe, dass Dir mindestens einer weiterhilft.
1. Entwickle einen fairen Anspruch an Dich selbst
Akzeptiere, dass Fehler immer dann auftreten können, wenn Menschen Entscheidungen treffen. Das gilt für's Leben aber in besonderer Weise auch für das Fußballspiel. Hierzu eines meiner Lieblingszitate von Michael Jordan, einer amerikanischen Basketball-Legende, die Du vielleicht kennst:
Ich habe in meiner sportlichen Karriere 9.000 Würfe daneben geworfen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. Sechsundzwanzig mal wurde mir der alles entscheidende Wurf anvertraut – und ich habe ihn verfehlt. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben, und daher war ich so erfolgreich.
Nimm Dir in Zukunft vor, Deine falschen Entscheidungen zu nutzen, indem Du aus Ihnen lernst. Betrachte Sie als Teil Deiner Entwicklung und arbeite mit Ihnen, um eine bessere Wettkämpferin zu werden.
2. Denke während des Wettkampfes an das Hier und Jetzt und Später
Beschäftigst Du Dich während des Wettkampfes zu lang mit abgeschlossenen Situationen, egal ob erfolgreich oder misslungen, wirst Du Dich niemals vollkommen auf die kommenden Situationen konzentrieren können. Befasse Dich also lieber mit dem was kommt, als mit dem was war.
3. Werde Dir Deiner Stärken bewusst und überlege wie Du sie in den Wettkampf einbringen kannst
Notiere Dir einmal, was Du besonders gut kannst. Frag auch ruhig Deinen Trainer, worin er Deine Stärken sieht. Unterschreibe diese Notiz als Versprechen an Dich selbst, Deine Stärken auch im Wettkampf im Sinne deiner Mannschaft einzusetzen. Wenn Du weißt, auf welche Fähigkeiten Du Dich im Wettkampf verlassen kannst, hast Du immer etwas, das Dir Du auch in schwierigen Situationen Sicherheit gibt. Thierry Henry sagte dazu beispielsweise folgendes:
Es gab mir Sicherheit, zu wissen was ich machen würde, schon bevor ich vor dem Tor war. Ich schob den Ball gern mit der Innenseite in die untere Torecke. Deshalb versuchte ich in jeder Situation zuerst so abzuschließen!
4. Schaffe Dir im Training Drucksituationen
Alles Reden hilft wenig, wenn Du keine Gelegenheit hast, neue Denkweisen zu üben. Deshalb sorge dafür, dass Du auch im Training wettkampfähnliche Bedingungen erlebst, die bei Dir das bekannte Druckgefühl erzeugen. Schließe beispielsweise vor einer Torschussübung oder einem Trainingsspiel eine Wette mit einer Mitspielerin darüber ab, wer mehr Tore schießt bzw. gewinnt. Worum Ihr wettet, sei Euch überlassen :). Wichtig ist, dass Du dann die in Punkt 1,2 und 3 beschriebenen Denkweisen bewusst anwendest.
5. Vom Kampfkeks zum Spaß-Kampfkeks
Den wichtigsten Ratschlag habe ich mir für den Schluss aufgespart. Versetze Dich zurück in die Zeit, in der Du noch Fußball des Fußballs wegen gespielt hast. Als Du einfach Bock darauf hattest, diesem Runden Ding nachzujagen, egal ob Du gewinnst oder verlierst. Geh wieder als das vierjährige Mädchen auf den Platz, das es einfach genossen hat, gegen den Ball zu treten. Finde den Spaß und die Lust auf Wettkämpfe wieder.
Viel Text, ich hoffe es war etwas hilfreiches dabei.