wie bringe ich meinem Sohn bei, beim Fussball dem Gegenspieler den Ball abzunehmen?
Hallo,
wie kann ich meinem Sohn (8 Jahre, F-Jugend) beibringen, dem Gegenspieler den Ball abzunehmen? Mein Sohn ist da noch sehr zurückhaltend und weiß auch nicht, wie er das machen soll.
2 Antworten
Vor allem dann, wenn ein Kind erst gerade Fussball zu spielen beginnt, ist die Integration des Kleinen in eine Mannschaft oder ein Rudel Fortgeschrittener, und sei es auch nur auf dem Bolzplatz, oft ein herzzerreissender, schmerzhafter Prozess mit viel Frust und Tränen. Dies umso mehr, als bei Jungs die natürliche Hackordnung täglich neu verteidigt werden muss. Da wird - und da sollten wir uns als Eltern (vor allem als Mütter) nichts vormachen - selten Rücksicht auf einen Neueinsteiger genommen. Nicht aus Böswilligkeit, sondern weil Fussball auch schon die Kleinsten bis an ihre persönliche Limit fordert, und so in der Hitze des Gefechts, dem Kind, anderst als dem Zuschauer, einfach kein Raum für "Kuscheleien" und soziale Reflektionen bleibt. Da müssen Kind und Erwachsener einfach durch. Was bleibt ist die Frage - Wie ?
Die einfachste Antwort lautet wohl: So früh wie möglich! Mindestens auf die körperlich AllerKleinsten wird in der Regel noch Rücksicht genommen. Die Jüngsten lernen am schnellsten, allein schon deshalb weil sie (noch) keine Angst kennen, und wenn sie so regelmässig zum Spielen kommen, und dabei ist es völlig nebensächlich um wieviele Jahre ihre Mitspieler älter sind, werden sie bald zu den Besten ihres Jahrgangs gehören. Bei 5 bis 8 Jährigen sind die Unterschiede RIESIG. Dies hat dann aber noch nicht viel mit wahrer Begabung zu tun, sondern allein mit der Häufigkeit des Trainings, den dort angetroffenen Mitspielern und VOR ALLEM mit der Eigenmotivation, Selbständigkeit und Frustrationstolereanz des Kleinen.
Schwieriger wird es für "Späteinsteiger", d.h. wenn das Kind, an seinen Altersgenossen gemessen, schon einen grossen Rückstand hat. Sofern es dann nicht ein fast schon übergrosses Paket an Selbstvertrauen und Risikobereitschaft mitbringt, wird es in der Regel äusserst hart und frustrierend, wenn man das Kind gleich so, ohne dass es jemals Fussball gespielt hat, der kläffenden Meute überlässt. Es gibt Leute, sogar Lehrer, die finden das gut: Survival of the fittest !. Ich dagegen definitiv nicht ! Denn in der Regel sind es dann mittelfristig eben gerade nicht nur die dumpfen Solodribbler und Scharfschussknaller die weiter kommen, sondern im Kontext des immer komplexeren und schnelleren, modernen Fussballs sind es vor allem Kids mit einem Gespühr fürs Ganze, mit Uebersicht, Voraussicht, Verstand und Sozialkompetenz - also gerade Kids, welche sich in ihren Anfängen vorsichtig aus Vielem raushalten, wo andere blind und mit vollem Risiko reingehen.
Aber zurück zur eigentlichen Frage: Wenn ein Kind nicht "reingeht" ist es in der Regel weniger ein Mangel an Technik, sondern ein Mangel an Vertrauen, welches natürlich mit der Technik, Körpergewicht, Schnelligkeit und Erfahrung des jungen Spielers mitwächst. Dies vor Augen, ist es wichtig, dass ein Kind das für sein aktuelles Leistungsvermögen optimale Umfeld, sprich Mitspieler in etwas der selben Leistungsstufe hat. Alle Tips, Spezialtrainings etc. helfen wenig, wenn der Kleine einfach überrannt wird. Und ein Vater welcher die ANDEREN Kinder zu mehr Vorsicht mahnt ("Bitte, bitte - lasst meinen Sohn doch auch mal mitspielen) ist einfach nur peinlich. Immer gut ist es, wenn der Vater, oder eine andere Person, zu welcher der Kleine absolutes Vertrauen hat, mit dem Kleinen trainieren kann (Nur Vater Sohn als Trainer/Spieler-Gespann, sofern es der Vater schafft sich 100% zurückzunehmen und nicht das Gefühl hat, dem Kleinen nun zeigen zu müssen, was er doch für ein Super Fussballer sei !!).
Generell ist es auch wichtig, dass das Kind nicht nur Fussball (einer der koordinativ komplexesten, und darum auch frustrierendsten Bewegungsabläufe) spielt, sondern sich ganz generell, mindestens einen halbe Stunde TAEGLICH auch andersweitig polisportiv betätigt (Fangen, Tischtennis, Schwimmen, Radfahren, Bäume Klettern, Raufen, Jonglieren, ....) und so immer was hat, was es vor allem aus reiner Freude macht und nicht nur einer elterlichen Erwartungshaltung genügen soll. Generell gilt, wer noch nicht "reingeht", für den ist Fussball noch nicht Spass. Damit das Kind, welches noch nicht "reingeht" überhaupt beim Fussball bleibt, ist es wichtig, dass es sich seine koordinativen Fähigkeiten dort holt wo es ihm noch Spass macht. Denn nur dort wo es Spass macht, wird das Kind an seine Grenzen gehen um zu lernen und seinen Bewegungsapparat aufzubauen.
Nachdem das Kind sich dann die ersten "Basics" im väterlichen Training angeeignet hat, sollte es, so bald wie möglich, auch jede Gelegenheit nutzen, sie an geeigneter Stelle umzusetzen. Hier kann es sich lohnen, das Kind nicht am erstbesten Bolzplatz abzuladen, sondern auch mal ins nächste Dorf oder Quartier zu fahren, um die richtigen "Peers" zu finden. Ich selber habe es oft so gemacht dass ich mich mit Sohnemann auf den Sportplatz stellt, die Kids die eh schon da waren zu Mannschaften formierte und dann deren Spiel gleich selber als Schiedsrichter mit der Zusatzregel leitete "Ein Tor zählt nur wenn es über mindestens drei Spieler gelaufen ist". Diese Regel wirkt Wunder gegen Solodribbler und übergewichtige Dampfwalzen, weil sich nun auch das körperlich unerlegene und technisch noch nicht so versierte Kind denn Ball nicht nur in der direkten Konfrontation "angeln" kann.
Immer gut ist auch das Spiel Mann gegen Mann auf kleine Tore. Vor allem im Kinderfussball ist es ist viel einfacher wenige, ebenbürtige Spieler zu paaren, als komplett ausgeglichene Mannschaften zu formen. Wenn es nach mir ginge würde ich bis zum Alter von 7 Jahren nichts anderes spielen lassen als 1:1 auf Kleinsttore mit einem Fokus auf Schnelligkeit, Tricks, Phantasie und - wichtig - Fairness!.
Ansonsten ? Man sollte das "Ball wegnehmen" auch nicht so dramatisch überbewerten, nur weil es im Kinderfussball (Kleines Feld, Sololäufe) eine viel grössere Bedeutung hat, als im richtigen GrossfeldFussball. Im Gegenteil: überengagierte "Verteidiger" sind oft nicht nur Verletzungsgaranten, sondern auch regelrechte Spassbremsen. Für das Spiel bringt es viel mehr, wenn man Solodribbler rausnimmt und das Zusammenspiel forciert. So ist es für die Verteidigung gar nicht mehr nötig, den Gegener immer nur voll auf Mann attackieren zu müssen. Weil das andere wäre - so glaube ich - Rugby!