Es ist noch komplizierter:
a) Die Finne bildet zusammen mit dem unter Wasser liegenden Teil des Brettes (von der Seite gesehen=Lateralplan) den Gegenpart zum Segel und hat damit erheblichen Einfluß auf den Trimm und das Fahrverhalten des Brettes.
b) Ausserdem erzeugt die Finne "Auftrieb" (=Drehkräfte um die Boardlängsachse), was die Beherrschbarkeit beeinträchtigen kann.
c) Weiterhin bildet die Finne einen Wasserwiderstand, der die erreichbare Geschwindigkeit des Boards begrenzt.
d) Schließlich beeinflusst die Größe und Position einer Finne auch das Drehverhalten eines Boards.
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Im Einzelnen (Du wolltest es ja genau haben ...)
a) Während ein angeströmtes Segel nach Lee und in Fahrtrichtung drückt, wird die Finne und das Unterwasserschiff im Wasser eine Gegenkraft in entgegengesetzer Richtung dazu aufbauen. Da die Druckkräfte bezogen auf die Fläche (z.B. pro cm²) im Wasser erheblich höher sind als in der Luft, kann die Fläche aus Finne und Unterwasserschiff (Lateralplan) deutlich kleiner sein, als die Segelfläche. ABER: Bei steigender Segelfläche muss auch der Lateralplan entsprechend vergrößert werden => Finne muss größer werden. Andernfalls würde man sonst schlicht zu sehr vertreiben (Vortrieb nimmt ab, Höhelaufen wird problematisch) oder die Finne würde aufgrund zu hoher Belastung einen Spinout erfahren.
Merke:
1.) Größeres Segel => größere Finne
2.) Größere Finne => bessere Kreuzeigenschaft
3.) Größere Finne => theoretisch mehr Vortrieb
3.) Größere Finne => weniger Spinout
Zum Trimm. "Trimm" bedeutet hier, ob das Board neutral geradeaus fährt, oder eher die Neigung zum Anluven (in den Wind drehen) oder Abfallen (aus dem Wind drehen) zeigt. Dieser Trimm ist abhängig vom Segel, der Mastfußposition, der Finnengröße und der Finnenposition. Ich will das hier nicht zu sehr vertiefen, aber es kann nicht schaden zu wissen, dass eine veränderte Finnengröße auch den Trimm des Boards verändern wird (größere Finne => leegieriger=Tendenz zum Abfallen).
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b) Eine Finne erzeugt durch die leicht schräge Anströmung eine Querkraft nach Luv. Diese Kraft greift ca. in der Mitte der Finne an und bringt damit ein Drehmoment ein, dass versucht, das Board auf der Luvkante anzuheben. Insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten und großer Finnenfläche kann diese Tendenz zum Aufkentern ein Problem für die Beherrschbarkeit darstellen.
Merke:
4.) Zu große Finne => Kontrollprobleme bei hoher Geschwindigkeit
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c) Je höher die Geschwindigkeit, desto mehr wird sich ein gleitendes Board aus dem Wasser heben und desto stärker wird der bremsende Effekt einer zu großen Finne sein. Andererseits kann eine gemäßigt große Finne auch so viel "Auftrieb" (siehe b) erzeugen, dass ein Board leicht gekantet nur noch auf dem schmalen Leerand und einem Teil der Finne gleitet, was erheblich reduzierten Wasserwiderstand und damit höhere Geschwindigkeit bedeuten kann - einen guten Fahrer vorausgesetzt. Auf Kursen für höchste Geschwindigkeit (=Raumschotkursen) wird eine kleinere Finne i.d.R. schneller sein, solange der Spinout verhindert werden kann.
Merke:
5.) Kleinere Finne => i.a. höhere Geschwindigkeit insbesondere auf raumen Kursen
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d) Wenn eine große Finne weit aussen (hinten) am Board montiert ist, beeinträchtigt dies auch das Drehverhalten. Allerdings hängt dies auch erheblich von der Art und Länge des Brettes und v.a. der Fahrweise ab, ob also z.B. mehr über den hinteren oder den vorderen Fuß (z.B. beim Waveboard) gefahren wird, mit welcher Schräglage in die Kurve gefahren wird etc. Für kleine Bretter, die in der Welle gefahren werden, sind i.d.R. zwei (oder mehr) kleinere Finnen wendiger als eine große Finne, aber in der Regel auch langsamer.
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Fazit: Die Wahl einer Finne sollte auf die Segelgröße, die Beherrschbarkeit, die maximale Geschwindigkeit und vor allem das eigene Fahrkönnen ausgewählt werden. Es nützt nichts, eine riesige Finne für gute Kreuzeigenschaften drunter zu setzen, wenn das Aufkentern nicht mehr kontrolliert werden kann oder der neutrale Trimm verloren geht. Es nützt nichts, eine zu kleine Finne für höchsten Speed zu montieren, wenn Spinouts nicht beherrscht werden können. Es kann vorteilhaft sein, mehrere kleinere Finnen zu fahren, um bessere Dreheigenschaften in der Welle zu erhalten, Aufkentertendenzen zu verhindern und einen geringeren Tiefgang zu erreichen, allerdings bei häufig veringertem Kreuz- und Geschwindigkeitspotential. Und Last, but not Least sollte man wissen, dass man bei stark auffrischendem Wind sich zunächst mit einer kleineren Finne behelfen kann und damit ein ansonsten erforderliches Umriggen eventuell vermeiden kann.
Mein Tipp: Mindestens so viele Finnen pro Board wie man Segel für das Board besitzt.
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Mit Größe einer Finne war hier in erster Linie an die Fläche einer Finne gedacht. Allerdings hat die Form einer Finne auch einen erheblichen Einfluss auf deren Fahreigenschaften: lang, dünn und schlank = schnell, aber Spinout anfällig. Kurz und dick = wenig Spinout, langsam, aber recht gute Kreuzeigenschaften. Nach hinten gebogen = fehlerverzeihend, wenig Spinout, universell.
Zum Material: GFK ist heute Pflicht, Carbon bei sehr langen und schlanken Finnen oft sinnvoll, solange jede Grundberührung ausgeschlossen werden kann.
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Gruß Jogi