Wie ungesund ist es wirklich mit aufgestellten Fingern zu klettern?
Wenn man die Finger bei Griffen aufstellt, hat man deutlich mehr Kraft. Angeblich ist es aber auch sehr ungesund. Ist das wirklich so? Ich kenne keinen Kletterer mit Fingerproblemen.
4 Antworten
hallo!
zu der Eingangsfrage: Aufstellen gefährdet die Finger (nicht nur Ringbänder sondern auch Kapsel und Knorpel im Fingergelenk) deutlich stärker als die hängende Fingerhaltung.
Also - Ja - es ist wirklich ungesünder als ein Leben lang mit hängenden Fingern auf Henkeln oder Slopern in Bleau zu klettern... Der eine verkraftet das Aufstellen besser der andere schlechter, Das jeder in gleicher weise einen Ringbandriss riskiert wäre somit eine undifferenzierte Behauptung. Wie Köstermeier immer sagt: "Da das Aufstellen der Finger in schwierigen Routen/Bouldern vorkommt, sollte es auch trainiert werden."
Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man alle Fingerhaltungen: Hängend, Aufgestellt, halb Aufgestellt trainieren und auch in der "Realität" anwenden. Langsam die Belastungen steigern und abwechslungsreich klettern.
Ich kenne einige "Alte" Extremkletterer die sich das Klettern mit hängenden Fingern extra angewöhnt haben, da das Jahrzehnte lange Aufstellen ihre Finger zu sehr mitgenommen hat. Gesünder ist es langfristig also auf jeden Fall und bleibt die Frage der benötigten Kraft (in einer Kletterstelle) an einem bestimmten Griff und der eigenen Disziplin. Denn verzichtet schon auf einen möglichen Durchstieg nur weil er in einer bestimmten Route die Finger nicht ständig hängen lassen kann.
Entscheidend ist es, ein Gefühl für den eigenen Körper zu entwickeln, nicht (zu oft) über die Schmerzgrenze gehen und nicht im ermüdeten Zustand "Anreißen".
viel Erfolg und Spaß!!!
PS: bei weiterem Interesse hilft oft "So weit die Hände greifen" weiter ;-)
Ich kann klettervirus nur zustimmen!! Ich kene auch viele Kletterer, die Probleme mit den Fingern bzw. Ringbändern haben. Hatte es selbst eine Zeitlang, als ich zu schnell zu viel trainiert habe. Dann habe ich langsamer gemacht und nicht nur leistige Touren gemacht, sondern auch Henkeltouren, und gelernt, die Finger mehr abzuhängen.
Wenn einmal das Ringband reißt, fällst du für Monate aus. Das ist es nicht wert!
Also, ich kenne viele Kletterer mit Fingerproblemen! Besonders die Ringbänder sind oft betroffen. Diese Bänder liegen ringförmig zwischen Deinen Fingergelenken und verhindern, dass die Sehnen, die die Finger bewegen, wie die Sehne eines Bogens verlaufen. Sie halten die Sehne also am Finger. Wenn Du jetzt die Finger aufstellst, dann kommt extrem viel Druck auf diese Ringbänder.
Wenn Du Deine Ringbänder dafür langsam (über Monate/Jahre) vorbereitet hast, dann können sie dieser Belastung besser standhalten. Wenn Du aber Deine Finger nie aufgestellt hast, und das plötzlich in einer 8 extrem machst, dann ist die Gefahr groß, sie zu überlasten.
Aber Achtung: Sehnen und Bänder brauchen sehr lange, um sich der Belastung anzupassen. Ebenso ist diese Anpassungsfähigkeit begrenzt (sind sehr kleine und feine Strukturen!), egal wie trainiert Deine Bänder sind, reißen können sie trotzdem!
Kurz gesagt: Ja, Finger aufstellen erhöht Deine Chance für eine Verletzung! Und zwar um so mehr wie die Routen schwerer werden, je mehr Du wiegst und je untrainierter Deine Ringbänder sind.
Ich kenne keinen ernsthaft leistungs orientierten Kletterer ohne Fingerprobleme. Aber mit der Zeit lernt man damit umzugehen und weiss dann was man seinen Fingern zumuten kann bzw. wie lange die rekonvaleszenz Phase dauert wenn man diesen einen Drecks Griff unbedingt durchreisen will.