Was ist der Unterschied zwischen einem Sportpsychologen und einem Mentaltrainer?
Gerade im Fußball hört man immer wieder, dass Mentaltrainer eingesetzt werden, um die Spieler psychisch stärker zu machen. Was ist da eigentlich der Unterschied zum Sportpsychologen? Sollte man für die langfristige Betreuung besser Mentaltrainer oder Sportpsychologen einsetzen??
2 Antworten
Ein Sport-Psychologe ist sicher sinnvoll wenn es Störungen der Psyche zu bearbeiten gibt. Ein Mentaltrainer hilft lediglich dabei, die Leistung des Sportlers zu optimieren und zu steigern. Das geschieht ohne aufwändige tiefenpsychologische Analysen, bei denen der Sportler auf der vielzitierten Couch liegt und sein Innerstes bzw. Unbewusstes preisgeben muss. Wenn es "nur" um Leistungsoptimierung und -steigerung geht werden in der Fachliteratur Sport-Psychologen und Mentaltrainer oftmals gleichgestellt. Grund dafür ist, wie bereits in einer anderen Anwort angeführt, dass oftmals mit den gleichen Methoden und Inhalten gearbeitet wird. Dadurch drängen sich aber auch weitere Frage auf: Was kostet ein Sportpsychologe bzw. Mentaltrainer pro Stunde? Was ist langfristig finanziell leistbar? Somit ist die beste Lösung sicherlich: Ein günstiger Sport-Psychologe mit entsprechender Eigenerfahrung in der jeweiligen Sportart.
Der entscheidende Unterschied zwischen Mentaltrainer und Sportpsychologe ist die Perspektive. Perspektive des Mentaltrainings: „Within Subject Design“ d.h. das Mentaltraining ist immer eine begleitende Beratung. Sie ist Ressourcen orientiert. Der Sportler wird da abgeholt, wo er aktuell steht. Ziel ist es von diesem aktuellen Leistungsstand aus die Leistungsentwicklung zu verbessern. Entscheidend ist, dass der Sportler in seiner eigenen Leistung im Vergleich mit sich selbst immer besser wird.
Perspektive der Sportpsychologie: „Between-Subject-Design“. D.h. die Sportpsychologie hat eine vergleichende Position. Es werden die sportlichen Leistungen bzw. die mental relevanten Faktoren (z.B. Konzentration, Angst usw.)des individuellen Sportlers mit denen anderer Sportler verglichen und ins Verhältnis gesetzt. Ziel ist die Leistung den idealen Masstäben anzupassen.
Beide Ansätze verwenden Sportpsychologische Erkenntnisse als Grundlage. In der Praxis verwenden beide Ansätze häufig die gleichen Interventionsverfahren, wobei der Mentaltrainer die Massnahmen mit dem Sportler aus einem Gespräch heraus entwickelt und der Sportpsychologe in erster Linie psychologische Testsysteme einsetzt.
Beide Ansätze sind sinnvoll. Bei der Wahl zwischen Mental Trainer und Sportpsychologen kommt es aber letztlich auf die Person an. Ein qualifizierter Mentaltrainer, der sich einfühlsam mit dem Sportler auseinander setzt, wird sicherlich mehr bewirken, als ein Universitätsprofessor, der nur wissenschaftliche Vorträge hält und keine Beziehung zum Sportler aufbaut. Ein erfahrener Sportpsychologe ist auf der anderen Seite einem Mentalguru immer vorzuziehen. Letztlich hilft nur ausprobieren. Mir persönlich scheint das Mental Training oftmals praxisorientierter zu sein.