Kampfsportart für aggressives Kind?
Das Kind einer Freundin leidet unter ADHS und wird ziemlich schnell aggressiv wenn es nicht das bekommt was es will. Die Psychologin meint eine Sportart als Ausgleich würde ihm gut tun... Was würdet ihr zu einer Kampfsportart sagen?
1 Antwort
Eine Sportart ja ... die Frage ist nur welche. Das Kind hat ja offensichtlich generell ein Problem mit Autorität. Der Sportverein wird leider (zu) häufig als Ersatz-Erziehungsort missverstanden. Aber: Sport im Allgemeinen und Kampfsport im Besonderen können gerade bei Kinden mit ADHS Erstaunliches bewirken.
Bei allen Mannschaftssportarten ist Teamgeist gefragt. Kinder mit ADHS haben jedoch damit häufig ein Problem. Dies führt im Ergebnis oft auch zu Problemen mit anderen Kindern in der Mannschaft, so dass das "Problemkind" im Ergebnis schnell ausgegrenzt wird.
Im Kampfsport jedoch, steht das Kind meist allein. Es übt zwar mit anderen, aber es kommt in der Regel auf die individuelle Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft des Kindes selbst an.
Durch das harte Kampfsporttraining lernt das Kind, dass für alles Anstrengungen erforderlich sind, dass nichts von allein kommt. Das Kind lernt aber zugleich auch, dass es für seine eigenen Taten verantwortlich ist und respektvoll mit anderen umgehen muss.
Gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme sind im Kampfsport nahezu unausweichliche Begleit-Tugenden, die Kindern durch verantwortungsvolle Trainer quasi nebenbei vermittelt werden.
Man sollte jedoch keine Wunder erwarten. Gerade bei ADHS bedarf es oft langer Zeit intensiven Trainings bis sich erste Erfolge einstellen. Viele Trainer geben auch verzweifelt auf, da die Fortschritte oft kaum messbar sind und kleinen Erfolgen oft herbe Rückschläge folgen. Nicht selten sind Kinder mit ADHS auch der Vernunft völlig unzugänglich. Sie sind in ihrer eigenen Welt gefangen.
Trotzdem kann ich aus eigener Trainer-Erfahrung sagen, dass Kinder mit ADHS im Kampfsport gut aufgehoben sind.
Gerade im Anfang wird sich das Kind oft in alte Verhaltensmuster flüchten wie: "Ich kann das nicht und deshalb mache ich das nicht!" ohne jedoch überhaupt einen Versuch zu unternehmen. Aber zugleich wird das Kind auch das Beispiel Gleichaltriger sehen und früher oder später zu der Einsicht gelangen, dass man das was andere können auch selbst kann.
Aggressionen können im Kampfsport sicher gut in positive Bahnen gelenkt werden, da das Kind die Möglichkeit erhält, sich abzureagieren. Zugleich lernt das Kind aber im Training auch, dass Aggressionen gleich welcher Art kontraproduktiv sind und in der Regel nicht zur Lösung eines vermeintlichen Problems führen. Das Kind wird im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis gelangen, Aggressionen Auslöser für Probleme sind.
Ich kann Kampfsport für Kinder mit ADHS uneingeschränkt empfehlen.
Schöne Antwort :) Ich kann dazu nur sagen: Ich hab selber mal Tae-Kwon-Do gemacht (koreanische Kampfsportart) und da haben wir schnell den respektvollen Umgang miteinander und den Lehrer als Autorität zu akzeptieren gelernt.
Super Antwort - wie üblich von Dir ;-)