Ringerbrücke für die Nackenmuskeln?

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Hi,

die Ringerbrücke = Kopfbrücke kommt ursprünglich aus derchinesischen Kampfkunst und ist eine Dehnübung. Dabei stellte man dann fest,dass dadurch auch die Nackenmuskulatur gekräftigt wird. Befürworter schwörendarauf, dass es keine bessere Übung für diesen Bereich gibt. Das Ausführen derÜbung ist aber mit einem großen Verletzungsrisiko verbunden. DieHalswirbelsäule (HWS) wird dabei extrem gestaucht, und es kann zuHWS-Disortionen (Verdrehungen), Veränderungen an den Wirbelkörpern und anderen schwerenVerletzungen kommen. Selbst die Befürworter der Ringerbrücke räumen ein, dassdie Übung nicht unproblematisch ist, argumentieren aber, dass die Positionnormaler Weise ja nicht lange eingenommen wird und der Zweck die Mittelheilige.

Ich persönlich verstehe nicht, warum man zur Kräftigung derNackenmuskulatur nicht Übungen wählt, die mindestens genau so effektiv sind undkein so großes Verletzungsrisiko bergen; z.B. Shrugs, seitliches odervorgebeugtes Schulterheben, Rudern (stehend) oder schlicht und ergreifendÜbungen mit dem Theraband.

Wer sich natürlich "Ringen" zum Sport ausgesuchthat, kommt um die Kopfbrücke nicht herum. Denn diese Haltung muss ofteingenommen werden, um den Bodenkontakt mit den Schultern zu vermeiden (= Kampfverloren).

Gruß Blue

und besonders "lustig" für deine Halswirbel wird es, wenn du die Übung einfach mal so ausprobierst. Hast evtl. im Netz gesehen, wie man die macht und machst das jetzt ebenso.


WENN du die Übung UNBEDINGT machen willst oder musst, dann gewöhne deinen Nacken und die Muskeln sehr langsam daran und beginne nicht mit der "fertigen" Stellung. Fange damit an, im Liegen den Nacken gegen den Boden zu drücken. Steigere dich langsam, also über Wochen, damit die bis dahin antrainierte Muskulatur eine gewisse Chance hat, die HWS etwas abzupuffern! Oder verringere dein Körpergewicht, indem du dich oben während der ganzen Übung z.B. an einer Tischkante festhältst.


Ich kann mich DeepBlue nur anschließen: die Übung ist sehr gefährlich. Und tragisch aber wahr: je weiter oben die Wirbelsäule verletzt wird, umso umfangreicher für den Körper sind die folgenden Schäden. Überlege dir genau, ob du das Risiko eingehen willst, vor allem: wofür und für wen? Auch eine Arthrose in der HWS, ausgelöst durch Bandscheibenproblematik, will man nicht unbedingt haben (auch wenn man dann ja schon uralt und mind. über 40 ist, also gaaanz weit weg...)


Weniger gefährlich kannst du auch den Nacken (bäuchlings und leicht überstehend) auf einer Bank liegend trainieren, indem du dir ein Gewicht um den Kopf hängst, oder an einem Handtuch mit den Händen nach unten ziehst und dann den Kopf wenig nach unten und nach oben bewegst. Schon Überstreckungen hier sind gefährlich, also bitte nur kleine und langsame Bewegungsausschläge Und selbstredend keine hohen Gewichte. Dann muss auch die Vorderseite trainiert werden, sonst bekommst du eine Dysbalance, die den Kopf in den Nacken zieht, was zuerst nur zu Verspannungen und später dann zu Kopfschmerzen und auch zu Wirbelproblematiken führt. Davon betroffen sind später dann i.d.R. auch aus dem Wirbelkanal austretende Nerven, die dann gerne chronische Schmerzen, die über die Schultern bis in die Hände reichen können, verursachen. (Von der möglichen und schlimmsten Schädigung von Nervengewebe innerhalb des Wirbelkanals mal ganz abgesehen.)


Eliot 
Beitragsersteller
 30.11.2016, 12:32

Ich wollte nur wissen, ob die Ringerbrücke tatsächlich eine effektive Übung für die Nackenmuskeln ist! Ich kannte sie bisher nur aus dem turnerischen, gymnastischen Bereich als Übung für die Beweglichkeit. Und zu deiner Beruhigung - ich kann die Ringerbrücke und weiss, wie sie auszuführen ist. Danke für deine Antwort.

Ich habe mich ja lange nicht mehr zu Wort gemeldet, aber hier, wo es um vermeintliche und tatsächliche Gefahren geht, meine ich eingreifen zu müssen.

Ich würde die Ringerbrücke für Nicht-Ringer nicht unbedingt als Trainingsmittel empfehlen wegen der von Blue und nafetsbln genannten Stauchung der HWS bei gleichzeitiger Kontraktion der Rückenstrecker. Dabei werden die Bandscheiben und die Knorpel der Facettengelenke  unphysiologisch belastet.

Weitaus schonender und sogar effektiver ist das Training an der Maschine, dabei wird die von wiprodo geforderte Rotation und die von Blue geforderte
Sicherheit gegen abweichende Bewegungen vereint.

Völlig anderer Meinung als nafetsbln bin ich, was den Bewegungsradius bei dieser wie auch allen anderen Kraftübungen angeht. Hier vor der Überstreckung zu warnen, ist Unsinn, da die Gefahr für die Bandscheiben und Bänder der HWS (Lordose!) nicht in der Streckung liegt, sondern die BS viel mehr in der Beugung gequetscht und nach vorn (im schlimmsten Fall zum Prolaps) gedrückt werden. Aber auch aus der Beugung heraus kann selbst mit hohen Gewichten trainiert werden, wenn die wichtigste Grundregel bei allen die Wirbelsäule belastenden Übungen beachtet wird; nämlich sehr langsam insbes. ohne ruckartige Bewegungen zu trainieren.

Das funktioniert selbst bei frisch eingesetzten künstlichen Bandscheiben ab ca. sechs Wochen nach der OP. Voraussetzung ist eine geeignet Maschine, z.B. die G5 hier:

http://www.kieser-training.de/training/trainingsuebungen/hals-und-nacken

An dieser Maschine habe ich in zehn Jahren weit über 1000 Kunden trainiert und es funktioniert. Der Hinweis auf die Antagonisten der Vorredner ist richtig, die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Halswender meist ordentlich kräftig sind, weil sie z.B. bei vielen Bauchmuskelübungen mittrainiert werden. Daher brauchen sie erst nach fortgeschrittener Kräftigung der Streckmuskeln ins Programm genommen zu werden.


Mit der Ringerbrücke lässt sich in der Tat effektiv die  Nackenmuskulatur kräftigen, nämlich diejenigen Muskeln, die vom Hinterkopf zu den Wirbeln der Hals- und Brustwirbelsäule ziehen (Bild grün)  und die Aufgabe haben, die Halswirbelsäule aus einer geraden Stellung in eine  stark nach hinten gebogene Stellung zu bringen – wie wenn man den Kopf  bei aufrechtem Rumpf nach hinten in den Nacken "legt". 

Die  passende Kraftübung dazu wäre, aus der Rückenlage mit dem Hinterkopf  gegen den Boden zu drücken, so dass der Kopf vom Hinterkopf bis auf den Scheitel rollt und sich Rücken und Hüfte vom Boden abheben zur Ringerbrücke (auch „Kopfbrücke rücklings“). Im Übrigen gibt es keine andere Übung, die diese Nackenmuskeln (= dorsale Kopfwender und Riemenmuskeln) entsprechend effektiv kräftigen könnte.

Der Kapuzenmuskel (M. trapezius), der sich beispielsweise durch Shrugs trainieren lässt, wäre dazu nicht in der Lage; denn diejenigen Fasern des Kapuzenmuskels, die am Hinterkopf entspringen, ziehen nach vorn außen zum äußeren Ende des Schlüsselbeins (Bild rot)  und würden die
Halswirbelsäule eher „abrunden“ als überstrecken. Dadurch käme man nicht in die Ringerbrücke. Ihre wesentliche Aufgabe ist ohnehin das Heben der Schultern in Richtung Ohr.



(verändert nach Platzer 1978) - (Krafttraining, Kraftausdauer)

DeepBlue  30.11.2016, 17:06

Kann man Kopfwender und Riemenmuskel nicht genau so effektiv mit dem Theraband trainieren, ohne Verletzungsgefahr für die HWS? Z.B. Theraband oben um den Kopf Schlingen, mit einer Hand seitlich die Enden fest halten, Ohr zur entgegengesetzten Seite neigen (Kopfdreher). Enden hinten fassen, Kinn Richtung Brustbein führen (Riemenmuskel); etc.

wiprodo  30.11.2016, 20:08
@DeepBlue

Sicher geht das, aber diese Muskeln haben ein so großes Kraftmoment (Drehkraft, F x r), dass es kaum möglich ist, mit einem Theraband den notwendigen wachstumsfördernden Belastungsreiz zu erzeugen. Selbst eine Ringerbrücke reicht dazu kaum aus. Das Gefahrenmoment der Ringerbrücke liegt ja auch nicht in der hohen Belastung der Muskeln, sondern eher in der für die Halswirbelsäule  instabilen Position, sobald nicht mehr der Nacken, sondern der Scheitel auf den Boden stützt.

Für den Riemenmuskel (M. splenius): Dieser ist für die HWS ein Extensor. Man müsste das Theraband hinter den Kopf schlingen und vor dem Kopf festhalten und dann den Kopf "in den Nacken legen". Aber - wie gesagt - die erforderliche Gegenkraft ist kaum zu schaffen. Außerdem ist diese Übung noch instabiler für die HWS als die Ringerbrücke , weil das Theraband durch die Verschiebbarkeit der Kopfhaut keine feste Position findet.